“Die meisten Menschen legen ihre Kindheit ab wie einen alten Hut.
Sie vergessen sie wie eine Telefonnummer, die nicht mehr gilt.
Früher waren sie Kinder,
dann wurden sie Erwachsene,
aber was sind sie nun?
Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.”
Erich Kästner

Montag, 14. Januar 2013

B2.1 / Lektion 3: Orte / Hommage an Berlin (2. Teil)


"Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen" / Hildegard Knef singt

Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen,
und dein Mund ist viel zu groß,
dein Silberblick ist unverdrossen,
doch nie sagst du:»Was mach' ich bloß?«

Berlin, du bist viel zu flach geraten
für die Schönheitskonkurrenz.
Doch wer liebt schon nach Metermaßen,
wenn du dich zu ihm bekennst?

Berlin, du bist die Frau mit der Schürze,
an der wir unser Leben lang zieh'n.
Berlin, du gibst dem Taufschein die Würze,
und hast uns dein»Na und«als Rettungsring verlieh'n.

Berlin, deine Stirn hat Dackelfalten,
doch was wärst du ohne sie?
Wer hat dich bloß so jung gehalten,
denn zum Schlafen kommst du nie.

Berlin, mein Gemüt kriegt Kinderaugen,
und mein Puls geht viel zu schnell,
nimmst du mich voller Selbstvertrauen
an dein verknautschtes Bärenfell

"Morjen Berlin" / Klaus Hoffmann singt auf Berlinerisch
Morjen Berlin

Morjen Berlin, Morjen du Schöne
Herz in der Hand, Küsse im Sinn
Schnauze, du Stadt, machst lange Beene
rennst vorne weg, knallst wieder hin
machst uff janz groß, du große Kleene
stehst uff besonders, bist Provinz
Morjen Berlin, Morjen du Schöne

Morjen Berlin, Morjen du Schöne
verhungertet Kind, Fussel im Bauch
Klappe du Gör, hälst große Reden
schlägst Riesenrad, stehst uff'm Schlauch
wartest auf Sonne, du lachende Träne
zauberst dir Regen, du Trümmerkind
Morjen Berlin, Morjen du Schöne

Mama ist weg, Papa geht fremd
dich will doch keener, nich mal geschenkt
hör uff zu flennen, putz dir die Nase
ick mag dich, ick mag dich, ick mag dich
komm altet Mädchen, ick bin dein Prinz

Morjen Berlin, Morjen du Schöne
der Zirkus beginnt, die Clowns schlagen Krach
dufte du Stadt, laß et mal tönen
Riesenspektakel bis in die Nacht
ick lieb deine Farben, ick lieb deine Töne
och wenn du langsam graumeliert klingst
Morjen Berlin, Morjen du Schöne,
ick mag dich, ick mag dich.
Morjen Berlin, Morjen du Schöne,
ick mag dich, ick mag dich.
Morjen Berlin, Morjen du Schöne,
ick mag dich, ick mag dich.
Morjen Berlin, ich bin dein Prinz

BERLINERISCH


Berliner Luft und Berliner Schnauze

Kaum ein deutscher Dialekt, kaum eine fremde Sprache, die in Berlin nicht zu hören ist. Aber die Zugereisten lieben die Hauptstadt vor allem für die Berliner Schnauze.

Schlagfertig und ein bisschen schnoddrig kommt das Berlinerische oft daher, aber trotzdem offenherzig. Auch wenn der Dialekt immer mehr verdrängt wird, heißt es doch an vielen Ecken noch: Berlin, ick liebe dir.

BERLINERISCH

Vokabeln für angehende Berliner

Der Berliner Dom
Wer als echter Berliner durchgehen will, muss mit Begriffen wie Bredullje und etepeteteMischpoke undMolle vertraut sein. Hier lernen Sie die richtige Berliner Schnauze kennen. Kieken Se einfach ma' rin!Aas – unbeliebter Mensch: Dit Aas kenn ick!
Asche – Geld: auch Knete, Kies, Mäuse, Moos oder Penunse

Ast – sich köstlich amüsieren: Ick lach man‘ Ast.

Atze – Bruder: Wat macht deen Atze?

ausjefressen – etwas Unerlaubtes machen: Wat haste wieda ausjefressen?

ausklamüsern – ausfindig machen, herausbekommen

Bammel haben – vor etwas Angst haben

Bagage – unangenehme Gesellschaft, Verwandtschaft

Been – Bein: Ick mach dir gleich Beene! – jemanden zur Eile antreiben

belatschern – jemanden überreden

Bredullje – (aus d. franz.) Ick bin schon wieder in der Bredullje! Für "bredouille" – in Schwierigkeiten, in der Klemme, Bedrängnis, Notlage

etepetete – abfällig für zimperlich, fein, auf gute Manieren bedacht

Fatzke – eitler, aufgeblasener, arroganter Mensch

Fisimatenten – Ausflüchte, Mätzchen (frz. visitez ma tente oder visiter ma tante)

flöten jehn – verloren gehen

futsch – verloren: Dit Jeld is futsch.

Gold-Else – Siegesgöttin auf der Siegessäule
Graf Koks – jemand, der vornehm tut

Großkotz – Angeber
helle – klug

Husche – kurzer Regenschauer

husten – ich denke gar nicht daran: Ick wer dir wat husten.

icke – ich: Zuerst komm' ick, denn kommt lange janüscht.

jehörich – stark, sehr

j.w.d. (jottwede) – janz weit draußen, zum Beispiel das Berliner Umland

kieken – gucken, schauen: Er kiekt sich die Oogen aus'n Kopp. (Er schaut sich die Augen aus dem Kopf)

Kietz – Name für (Wohn)Viertel

kleen – klein

koofen – kaufen

Kuhkaff – kleiner Ort

loofen – laufen

meschugge (das kommt aber eigentlich aus dem Jiddischen) – verrückt

Mischpoke – Verwandtschaft

Molle – Ein Glas Bier (Molle mit Korn = Berliner Gedeck: Bier und ein Schnaps) geht der Berliner abends "zischen".

Muckefuck – (Ersatz)kaffee, Malz-Kaffee

Neese – Nase

Nüscht jenauet weeß man nich – Keine Ahnung haben

Öljötze – Ölgötze - steifer, langweiliger Mensch

Ooge – Auge

pampich – pampig – frech, anmaßend

pesen – rennen, laufen

Quadratlatschen – große Füße

Remmidemmi – Vergnügen, Krach, Aufstand

rinbuttern – (erfolglos) Geld investieren

Schale – Anzug (sich in Schale schmeißen, sich gut anziehen)

Schlamassel – schwierige Situation

schnieke – fein, elegant

schnuppe – gleichgültig

Schrippe – Brötchen

Stulle – Schnitte vom Brotlaib

Töle – kleiner Hund

ufjeräumt – aufgeräumt

ufjetakelt – auffällig gekleidet, mit viel Schmuck

ufmucken – widersprechen

verduften – verschwinden

vergnazt sein – verärgert sein

ville – viel

Wonneproppen – hübsches Kind

zappendusta – sehr dunkel, zu Ende, jetzt reicht‘s: Nu is jleich zappendusta!

Zaster – Geld

zwitschern – Schnaps trinken
Autorin: Dorothea Topf
Redaktion: Hanna Grimm

QUELLE: DW.DE


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