“Die meisten Menschen legen ihre Kindheit ab wie einen alten Hut.
Sie vergessen sie wie eine Telefonnummer, die nicht mehr gilt.
Früher waren sie Kinder,
dann wurden sie Erwachsene,
aber was sind sie nun?
Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.”
Erich Kästner

Sonntag, 25. März 2012

Der Osterhase


Woher kommt eigentlich der Osterhase?

Denken wir an Ostern – denken wir vor allem auch an ihn: den Osterhasen. Obwohl er vor allem in Deutschland eine der wichtigsten Figuren des Osterfestes ist, ist er nach wie vor ein ziemlich unbekanntes Wesen. Über die Entstehung seiner Leidenschaft zu dieser Zeit bunte Eier zu verteilen, gibt es viele Geschichten

Freundin.de - Do., 7. Apr 2011

Foto: Getty Images



Es gibt unzählige Varianten, die erklären wollen, wie der Hase zum Osterhasen wurde. Um herauszufinden, welche das sind und wie alt das süße Tierchen mit den langen Ohren ist, müssen wir uns auf eine kleine Zeitreise begeben. Zum ersten Mal erwähnt wird er nämlich im 17. Jahrhundert in einer wissenschaftlichen Arbeit eines Heidelberger Arztes. Ihm zufolge soll der Brauch, an Ostern Eier zu verstecken, im Elsass, in der Pfalz und am Oberrhein entstanden sein. Dort haben die Erwachsenen mal eben den Osterhasen erfunden, um den Kindern zu erklären, wie die Eier in die Nester kommen. Schließlich ist der Hase eindeutig flinker als die Henne, so dass er beim Verstecken der Ostereier auch nie erwischt werden kann. Dieser Geschichte nach kamen Osterhase und Ei also durch eine Art Erklärungsnotstand zusammen. In anderen Gegenden Deutschlands kam es sogar vor, dass Meister Lampe wahlweise durch Hahn, Kuckuck, Storch oder Fuchs ersetzt wurde. Aber es gibt noch weitere Erklärungsversuche zum Osterhasen. Zum Beispiel die, dass viele Hasen, auch wenn es sehr scheue Tiere sind, im Frühling in die Dörfer und Gärten kamen. Grund für ihren Besuch war die Suche nach Futter. Und weil man sie dabei selten zu Gesicht bekam, hat man ihnen vermutlich angehängt, dass sie bei ihren Besuchen die Ostereier mitbrachten und versteckten.


Eine andere Variante dreht sich um ein missglücktes Osterbrot. Symbol für das christliche Osterfest ist das Lamm. Deshalb gibt es zu Ostern heute noch Brot und Gebäck in Form kleiner Lämmer. Einer Legende nach soll ein Osterlamm im Backofen so missglückt sein, dass es am Ende wie ein Hase aussah und daraus kurzerhand der Osterhase entstand. Auch durch den Zeitpunkt des Osterfestes kann man einen Bezug zwischen Hase und Fest herstellen. Ostern wird am ersten Vollmond nach Frühlingsanfang gefeiert und der Hase gilt als Mondtier. Sieht man an diesem Tag in den Mond, wird gemunkelt, kann man mit etwas Phantasie sogar einen liegenden Hasen erkennen. Ebenfalls ist überliefert, dass der Gründonnerstag als Zahlungs- und Zinstermin für Schulden galt. Und weil die Gläubiger oft mit Eiern und Hasen zahlten, wurden aus ihnen Osterhase und Ostereier.


Im Mittelalter war der Gründonnerstag außerdem der Tag, an dem die Bauern den Bodenzins an ihre Grundherren abführen mussten. Und das taten sie oft in Form von frischen Eiern. Was die Farbigkeit der Eier angeht, so war das klassische Osterei bereits im ersten Jahrhundert nach Christus rot bemalt. Denn rot ist die Farbe des Blutes und damit des Lebens. Ab dem 12. Jahrhundert waren dann alle möglichen Farben vertreten. Später kamen sogar verschiedene Techniken dazu, um das ovale Weiß kreativ zu gestalten. Die wohl berühmtesten Ostereier wurden 1881 bis 1894  in Russland hergestellt. Zar Alexander III beauftragte seinen Goldschmied, Carl Fabergé, er solle reich verzierte und mit Juwelen geschmückte Eier herstellen. Darin verborgen befanden sich unter anderem Miniaturausgaben des Landsitzes der Romanows oder das Reiterstandbild Peter des Großen. Heute sind von den rund 30 Fabergé-Eiern wahrscheinlich nur noch 42 erhalten. Das teuerste wurde vor einigen Jahren für 2,5 Millionen Euro versteigert.
Wie kommt der Hase zu den Eiern
Aber warum versteckt das flinke Tierchen ausgerechnet kunterbunte Ostereier? Dafür gibt es verschiedene Gründe. Vor allem gelten Eier schon seit langer Zeit als Symbol für Fruchtbarkeit. Es gibt Jahrtausende alte Mythen, nach denen die Welt aus dem Ei entstanden ist oder auch Götter aus Eiern hervorgegangen sind. Schon vor 5.000 Jahren haben Chinesen zu Frühlingsbeginn Eier verschenkt. Und auch heute noch bekommt ein werdender Vater dort ein rotes Ei, wenn man ihm männliche Nachkommen wünscht. Christen haben ebenfalls in früheren Zeiten Ostereier als Symbol für neues Leben verschenkt. Außerdem haben unsere Ahnen Eier als flüssiges Fleisch angesehen. Deshalb wurden in der Karwoche, dem Höhepunkt der Fastenzeit, keine Eier gegessen. Weil aber Hühner besonders im Frühling sehr viele Eier legen, hat man sie haltbar gemacht und ab Ostern dann gegessen oder verschenkt.



Noch mehr Osterbräuche
Das Osterwasser

Im Osterwasser soll eine besonders heilende und vor allem Glück bringende Wirkung stecken. Es gilt, wie die Eier, als ein Symbol des Lebens und der Fruchtbarkeit. Manche messen selbst dem Ostertau eine besondere Bedeutung zu. In früheren Zeiten haben Frauen am Ostermorgen Wasser von einer Quelle geholt, weil es eine besonders fruchtbare Wirkung haben sollte, wenn man es schweigend nach Hause brachte. Und weil Wasser ein so wertvolles Gut war, wurden Quellen und Brunnen oft mit Blumen und anderen Dingen geschmückt.


Die Osterkerze
 
Die Osterkerze stammt aus der Tradition heraus, Kirchen in der Osternacht mit vielen Kerzen zu erhellen. Aus Rom ist der Brauch überliefert, die Osternachtsfeier mit zwei meterhohen Osterkerzen zu erleuchten. Entzündet werden sie an einem Osterfeuer vor der Kirche, anschließend trägt sie der Priester dann hinein. Geschmückt ist die weiße Kerze mit einem roten Kreuz und den Zeichen Alpha und Omega, dem ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabetes. Damit soll symbolisiert werden, dass Christus der Anfang und das Ende der Welt ist. Mitgebrachte Kerzen werden an der großen Osterkerze angezündet.


Das Osterfeuer und das Osterrad

Ein ganz alter Brauch ist das Osterfeuer in der Nacht von Ostersamstag auf Ostersonntag und in der folgenden Nacht. Gegen Abend, wenn es bereits dämmert, treffen sich die Menschen, um das aufgehäufte Holz, das über den Winter angesammelt wurde, gemeinsam anzuzünden. Das Feuer soll den Winter, böse Hexen und Geister vertreiben. Man sagte auch, dass der Schein des Osterfeuers Glück bringen, die Menschen und ihre Häuser vor Krankheiten und Unheil bewahren soll. Deshalb wurde so ein Feuer auch häufig auf Hügeln errichtet, um den Schein so weit wie möglich reichen zu lassen. Ein weiterer Brauch, den man vor allem in Norddeutschland und in den Alpen kennt, ist das Osterrad. Nachts lassen die Menschen riesige Räder, die mit Stroh umwickelt sind, von Hügeln herunterrollen. Ist das Rad unten gut angekommen, soll es eine besonders gute Ernte geben.


Das Osterfrühstück

Zum Osterfrühstück kamen früher die geweihten Eier und jede Menge anderer leckerer Sachen auf den Tisch. Das bunte Ei ist immer noch ein wichtiger Bestandteil des Osterfrühstücks. Heute wird außerdem ein frischer Hefezopf oder ein anderes Osterbrot serviert.
Andere Länder, andere Sitten
Österreich

Am Gründonnerstag, dem Antlaßtag, steht vor allem Grünes wie Spinat und Kräutersuppe auf dem österreichischen Speiseplan. An diesem Tag gelegte Eier, so genannte Antlaßeier, gelten als Glücksbringer und sollen Unheil abwehren. Am Karfreitag wird, wie bei uns in Deutschland gefastet. In manchen öffentlichen Bereichen wird an diesem Tag aber sogar eine Gedenkminute an den Tod Christi gehalten. Besonders beliebt bei den Österreichern ist das „Pecken“, bei dem sie ihre Eier auf eine harte Probe stellen: Denn dabei versucht man mit dem eigenen Ei das des Gegners einzudrücken.

Italien

In jeder Osternacht feiern die Katholiken in Italien mit dem Papst im Petersdom. Am Ostersonntag findet mit Zehntausenden Menschen auf dem Petersplatz die Ostermesse statt. Aber natürlich wird in Italien auch für das leibliche Wohl gesorgt: Entweder kommt die traditionelle Ostertorte (pikanter Kuchen aus Eiern und Spinat) auf den Tisch oder die Paloma di Pasqua, die Ostertaube, eine Art Gugelhupf mit getrockneten Früchten, der stark an einen Panetone erinnert.

Spanien

Im gesamten Land finden überall jede Menge Osterprozessionen statt, die bekannteste davon in Sevilla. Dabei tragen Katholiken Heiligenfiguren aus Holz. Damit wollte die Kirche der Bevölkerung das Leiden Christi näher bringen. Palma de Mallorca hat sich für eine andere Tradition entschieden: Dort wird am Ostersonntag vor der Kirche die Passionsgeschichte nachgespielt.

Frankreich

In Frankreich müssen sich die Kinder etwas gedulden. Dort geht erst am Ostermontag die Eiersuche los. Und während das ganze Jahr über die Kirchenglocken läuten, bleibt es von Gründonnerstag bis Karsamstag im ganzen Land still, um den Tod Jesus zu betrauern. Am Ostersonntag wird dann aus Freude über die Auferstehung Christi wieder geläutet und die Franzosen umarmen und küssen sich dabei.
Schweden

Sehr ruhig und besinnlich wird Ostern oder Påsk in Schweden gefeiert. Bis vor einigen Jahren hatten sogar Kinos am Karfreitag geschlossen und es wurden keine Hochzeiten oder Taufen zu dieser Zeit gefeiert. Heute schmücken die Schweden ihre Häuser und Wohnungen mit Birkenzweigen und bunten Federbüschen. Außerdem lässt hier nicht der Osterhase die Eier hinter Büschen und Zweigen verschwinden, sondern das Osterküken. Und die bösen Osterhexen werden von den Schweden mit viel Krach und einem Feuerwerk vertrieben.

Norwegen

Hierzulande wird an Ostern gewandert. Traditionell geht es für die Norweger in die Berge und in schneebedeckte Gebiete.

Finnland

Finnen schlagen Freunde und Bekannte an Ostern mit Birkenruten leicht auf den Rücken. Das Ganze soll Glück bringen und außerdem an die Palmwedel erinnern, mit denen Jesus bei seinem Einzug nach Jerusalem begrüßt wurde. Im Gegensatz zu den Erwachsenen geht es bei finnischen Kindern eher lautstark zu. Sie ziehen mit allem, was Krach macht, durch die Straßen und wollen damit den Winter verscheuchen und so die dunkle Jahreszeit beenden.
Schottland

Überall auf den Hügeln der schottischen Highlands werden Osterfeuer angezündet. Dieser Brauch stammt noch von den Kelten, die zu dieser Zeit Frühlingsfeste feierten.

Irland

Der irische Karfreitag ist ein sehr ruhiger Tag. Viele Menschen essen bis Mittag nichts und früher gingen sie sogar barfuß durch die Straßen. Es wurde kein Tier geschlachtet, kein Holz verbrannt, noch nicht einmal ein Nagel eingeschlagen. Feierlicher geht es dann am Ostersamstag zu, wenn Hunderte von Kerzen an der vom Priester gesegneten Kerze entzündet werden. Ostersonntag essen die Iren Zuhause traditionell Lauchsuppe und Lamm.


Wales

In Wales findet am Palmsonntag das „Gymansa Ganu“ statt, ein traditioneller Gesangswettstreit. Zu diesem Zweck treffen sich zahlreiche Kirchenchöre aus ganz Wales, die von eingeladenen Gastdirigenten
geleitet werden.

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