“Die meisten Menschen legen ihre Kindheit ab wie einen alten Hut.
Sie vergessen sie wie eine Telefonnummer, die nicht mehr gilt.
Früher waren sie Kinder,
dann wurden sie Erwachsene,
aber was sind sie nun?
Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.”
Erich Kästner

Freitag, 6. Januar 2012

Daniel Brühls Weihnachten

                     

Was bedeutet Ihnen Weihnachten?
Viel, und es wird mit den Jahren eher noch wichtiger. Weihnachten war schon immer das Fest, an dem unsere Familie zusammenkommt. In den letzten Jahren ist es immer schwieriger geworden, dass wir uns öfter sehen - mein Bruder ist vor vier Jahren nach Barcelona gezogen, und ich bin deutlich mehr unterwegs als früher. Darum sind uns die Tage zusammen immer sehr wichtig.

Wo feiern Sie?
Zu Hause bei meinen Eltern in Köln, wo ich aufgewachsen bin. Das ist sogar ein richtiger Pflichttermin. Meine Eltern legen Wert darauf, dass wir die ganzen Feiertage über da sind, und meistens bleiben wir sowieso bis kurz vor Silvester. Meine Freundin, Jessica Schwarz, kommt dann am zweiten Feiertag dazu, ihre Eltern sind da nicht ganz so streng und lassen sie schon etwas eher ziehen. Und zu Silvester fahren wir dann gemeinsam zurück nach Berlin, wo wir wohnen.

Ihre Mutter ist Spanierin, Sie sind in Barcelona geboren und mit beiden Kulturen aufgewachsen. Gibt es dadurch besondere Traditionen bei Ihnen?
Ja, der erste Feiertag ist bei uns ganz spanisch, es gibt zum Beispiel immer Fisch und Meeresfrüchte. Die sind in Köln natürlich nicht so leicht zu kriegen wie ein Barcelona, aber meine Mutter hat da inzwischen ihre Quellen. Als Kind fand ich es toll, dass wir ein paar Mal nach dem Weihnachtsfest in Deutschland zu meinen Großeltern nach Spanien gefahren sind, denn da bekommen die Kinder ihre Geschenke erst am Dreikönigstag am 6. Januar. Für uns hieß das: doppelte Bescherung! Grundsätzlich bin ich an den Feiertagen aber lieber in Deutschland, weil’s hier kälter ist. Das gehört für mich einfach dazu. Weihnachten in der Karibik fände ich total merkwürdig.

Sind Ihnen Rituale denn grundsätzlich wichtig im Leben?
Ich glaube schon, ja. Erst recht, seit ich diesen chaotischen Beruf habe, bei dem so wenig planbar ist. Eins meiner Lieblingsrituale ist das Weihnachtsschwimmen mit meinen alten Freunden in Köln. Das machen wir jedes Jahr, wie so Rentner. Inzwischen schaffen wir es wirklich nur noch da, uns zu sehen. Wir treffen uns immer in einem Hallenbad in Köln, schwimmen ein bisschen, quatschen ganz viel, dann essen wir Kuchen, und dann geht jeder nach Hause. Total super.

Wenn’s an die Bescherung geht – schenken Sie da lieber, oder werden Sie lieber beschenkt?
Mein Bruder und ich sind beim Schenken echt ’ne Katastrophe. Wir sind genau die Typen, die am 23. in den Läden stehen, oder noch besser am 24. noch mal losziehen, kurz ehe alles zumacht. Trotzdem, es macht mir Freude, andere zu beschenken. Ich glaube, das ist mir fast lieber, als selber was zu bekommen. Wobei ich mich schwertue, mir zu überlegen, worüber andere sich freuen könnten. Aber in meiner Familie ist man da sowieso nicht besonders kreativ. Darum haben wir gelernt, die anderen wissen zu lassen, was uns Freude machen würde. Das macht es leichter.

Erinnern Sie sich an ein Geschenk, über das Sie sich in den letzten Jahren besonders gefreut haben?
Am meisten überrascht mich immer meine Freundin. Sie merkt sich Dinge, die ich irgendwann mal erwähnt habe, an die ich aber überhaupt nicht mehr denke. Wenn sie mir das dann überreicht, ist es das Letzte, worauf ich gekommen wäre. Dann ist es eine echte riesengroße Überraschung, und das ist das Allertollste. Aber ich glaube, ich möchte lieber nicht verraten, was ich schon von ihr bekommen habe!
                                                                                                   INTERVIEW: STEFANIE HENTSCHEL

Aus Brigitte 26/2005 entnommen

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